Café Doosti – Aktivierung der Säulenhalle

In den warmen Sommermonaten haben die Bewohner_innen viel den umgebenden Außenraum der Unterkunft genutzt. Eine Gartenfläche mit Altbaumbestand hat ihnen viele Aufenthalts- und Beschäftigungsmöglichkeiten und vor allem viel Platz geboten. Mit der bevorstehenden Winterzeit, in der sich die Bewohner_innen hauptsächlich im Innenraum aufhalten, weil es draußen zu kalt wird, und nicht genügend Aufenthaltsräume und Beschäftigungsmöglichkeiten angeboten werden, besteht die Gefahr eines Lager-Kollers (vgl. Gespräch mit der Hausleitung). Als einzige Raumreserve steht ein Teil der Kellerräumlichkeiten des Hauses zur Verfügung. Diese sind jedoch bis zur Decke vollgestapelt mit nicht mehr brauchbaren Möbelspenden, mit alten Matratzen, mit kaputten Fahrrädern u. v. m.

Dennoch ist es eine zentrale Zielsetzung im Projektgeschehen, dieses heruntergekommene Kellerlager in einen großzügigen Aufenthaltsraum mit wechselnden Programmangeboten umzugestalten.

Dieser Kellerraum wird vom Caritas-Team und den Bewohner_innen „Säulenhalle“ genannt, da der große Raum in der Mitte von viereckigen Stützpfeilern in zwei Teilbereiche gliedert wird. Bereits beim „Welcome-Dinner“ wurden erste Ideen und Vorschläge für die Nutzung des Raumes gesammelt, im ständigen Dialog mit den Bewohner_innen weiterentwickelt und im Laufe des Semesters umgesetzt. Entstehen soll ein gemütlicher Aufenthaltsraum, in dem man Tee trinken, lernen, sich unterhalten und Musik machen kann.

Die erste große Herausforderung ist das Aussortieren und Leeräumen der „Säulenhalle“. In logistischen Rocharden werden Zwischenlagerungsmöglichkeiten für die noch brauchbaren Dinge gesucht und früher oder später auch gefunden. Eine weitere große Herausforderung ist der Umstand, dass es keine eigenen Werkstatträumlichkeiten im Haus gibt und daher sämtliche Tischler- und sonstige Handwerksarbeiten im gleichen Raum stattfinden müssen.

Dennoch entstehen über die Wochen eine Bar, ein Kaffeehaus-Bereich mit Tischen, Stühlen und Sofas, eine tribünenartige Sitzlandschaft mit selbstgenähten Plstern und ein Bühnenbereich mit Piano. Zwei Hängesitze aus alten Kaffeesäcken stammen ebenso von einem Vorprojekt wie die Kaffeehaus-Tischchen: Diese wurden nach Entwürfen eines Studenten von der Fa. FunderMax für das „Kulturcafé“ in der Flüchtlingsunterkunft „Vordere Zollamtsstraße“ gefertigt und tun hier im Haus „NordWestBahn“ nun wieder gute Dienste. Ein mit individuell bemalten Fliesen gestalteter Wandbereich, ein abgehängtes, großzügiges Lichtsegel aus weißem Stoff, ein großer „Perserteppich“, eine Discokugel, so wie viele kleine Lampen zaubern eine unglaublich gemütliche Atmosphäre. Mit vereinten Kräften ist es also tatsächlich gelungen, aus dem vollgestopften Kellerlager das einladende „Café Doosti“ zu machen („Doosti“ ist Farsi und bedeutet „Freundschaft“). Und natürlich darf bei feierlichen Eröffnung anlässlich der hausinternen Weihnachtsfeier am 22. Dezember 2016 auch ein liebevoll geschmückter Christbaum nicht fehlen. Der Vorher-Nachher-Effekt erstaunt die Bewohner_innen ebenso wie das Caritas-Team, samt der anwesenden Ehrengäste Caritas Präsident Michael Landau und Caritas Wien Geschäftsführer Klaus Schwertner. Auch das Lehrveranstaltungsteam ist höchst zufrieden – und auf der kleinen Bühne findet das erste Konzert statt …

„Nicht nur für uns, sondern ich glaube auch für die Bewohner_innen war das Arbeiten an der Säulenhalle ein tolles Erlebnis. Es wurden auch viele Ideen eingebracht und auch umgesetzt die nicht von den Studierenden kamen, wie beispielsweise das Streichen von diversen Rohren, welche bis dahin nur verdeckt werden sollten. Für mich persönlich war das schönste Erlebnis die Weihnachtsfeier. Es ist, zumindest für Raumplanungsstudierende eher selten, dass man die tatsächlichen Ergebnisse der eigenen Arbeit sehen kann. Besonders eindrucksvoll war es zu sehen, wie die Räumlichkeiten, die vorher hauptsächlich zum Arbeiten verwendet wurden, plötzlich zum gemeinsamen Leben und Feiern verwendet werden. Und vor allem durch den Umstand, dass die Gestaltung zusammen mit den Bewohner_innen erarbeitet wurde, fühlte man sich sehr schnell wohl im neu geschaffenen Café Doosti.“ (Michael Masching, Projektbericht, DISPLACED | Bildungsraum Stadt, Wintersemester 2016/17)

„Also half ich da und dort mit und, obwohl ich zu Weihnachten leider nicht bei der Feier sein konnte, waren die Erzählungen vom Fest sehr schön und die Rückmeldungen zum Raum durchwegs positiv. Es war etwas wirklich Schönes entstanden, nicht nur ein Raum, der Café war oder Kino, sondern ein Ort, den die Bewohner mit uns und für sich geschaffen hatten, etwas Eigenes, etwas, das ihnen (zumindest hoffe ich das und hatte das Gefühl, dass das so war) das Gefühl eines Zuhauses gab.“ (Miriam Kühler, Projektbericht, DISPLACED | Bildungsraum Stadt, Wintersemester 2016/17) 

„Die körperliche Arbeit und das Erschaffen eines gemütlichen Aufenthaltsraumes und Cafés war eine sehr spannende und herausfordernde Arbeit. Das schwierigste an dieser Situation war, dass man fast nur mit den vorhandenen Materialien beziehungsweise den Caritas-Spenden arbeiten konnte. Aber es war nicht nur schwierig, sondern bot eine Herausforderung, die wir als Team meistern sollten.“ (Lisa Wachholder, Projektbericht, DISPLACED | Bildungsraum Stadt, Wintersemester 2016/17)