OPENmarx ist ein stadträumliches Experimentierfeld. Das ca. 2.200m2-Areal einer insgesamt 40.000m2 großen Brachfläche im Stadtentwicklungsgebiet Neu Marx wird seit Herbst 2015 von der Wiener Standortentwicklungsgesellschaft (WSE) zur Zwischennutzung überlassen und vom future.lab der Fakultät für Architektur und Raumplanung an der TU Wien verwaltet. Im Zuge von design.build-Entwerfen unter Leitung von Peter Fattinger (Forschungsbereich Wohnbau und Entwerfen, TU Wien) und diversen anderen Workshops, Initiativen und Veranstaltungen entstand vom Sommersemester 2015 bis zum Ende des Wintersemesters 2016/17 ein Campus der etwas anderen Art. 2017 wurde OPENmarx zum Dreh- und Angelpunkt des Lehr- und Forschungsprojekts „PLACE of IMPORTANCE“: Dank der neuartigen Förderschiene „EXCITE“, mit der herausragende Vorhaben in Forschung und Lehre an der Fakultät für Architektur und Raumplanung der TU Wien unterstützt werden, konnten Karin Harather, Christian Peer, Emanuela Semlitsch und Renate Stuefer als multidisziplinär aufgestelltes und studienrichtungsübergreifend agierendes Team jenen Aktivierungsprozess in Gang setzen, mit dem das OPENmarx-Areal zu einem sozialintegrativen PLACE of IMPORTANCE wurde.
OPENmarx befindet sich im 3. Wiener Gemeindebezirk unmittelbar neben der Marx Halle und unweit der U-Bahn-Station Erdberg sowie der dzt. größten Wiener Flüchtlingsunterkunft „Haus Erdberg“. Es ist dies ein Ort, der im Sinne einer „Open University“ für unterschiedlichste Aktivitäten, Akteur_innen und Nutzungen rund um die Bereiche Bildung, Forschung, experimentelle Raum- und Stadtpraxis offensteht. Die DISPLACED-Initiatorinnen, Karin Harather und Renate Stuefer, engagierten sich auch am Standort OPENmarx von Beginn an, sozialintegrative Raumangebote für gesellschaftliche Randgruppen entstehen zu lassen, die im formalen Bildungssystem keinen Platz haben.
Die mit den DISPLACED-Projekten seit 2015 kontinuierlich aufgebauten kooperativen Netzwerke, die gewonnen (Lehr-)Erfahrungen und Forschungserkenntnisse stellen für PLACE of IMPORTANCE und die Etablierung der geplanten Bildungslandschaft in OPENmarx […] einen zentralen Ausgangspunkt und konkreten Aktivitätsrahmen dar. Sie halten ein umfangreiches Erfahrungswissen bereit, um das OPENmarx-Gelände als offenen, bedarfsorientierten und integrativen Bildungsraum zu aktivieren.
Karin Harather, Christian Peer, Emanuela Semlitsch: PLACE of IMPORTANCE. Gestaltung sozialintegrativer Bildungsräume im Kontext von Flucht und Asyl. TU Wien Academic Press, Wien 2019. S. 68
Das Herzstück des Areals bildet das „Mobile Stadtlabor“: ein Containerbau mit zentralem, zweigeschosshohem Multifunktionsraum und arenaartigem Sitzstufenbereich, einer kleinen Küche, die sich an den zwei Längsseiten thekenartig zum Außenraum öffnen lässt und einem abtrennbaren Arbeitsraum, der über eine Schiebetür ebenfalls direkt mit dem Außenraum verbunden ist. Im Obergeschoß befinden sich, beiderseits angedockt am großen Veranstaltungsraum, zwei Büroräume mit vorgelagerten Terrassen. Um diesen zentralen Containerbau wurden weitere Funktionsmodule angeordnet:
- Die „OPENkitchen“, eine großzügige Sommerküche mit Lagerraum, Grillplatz und einer langen, überdachten Tafel im Außenraum.
- OPENgardening-Bereiche mit Hochbeeeten, Grün- und Anbauflächen.
- OPENworkspace, bestehend aus einer Fahrradwerkstatt, einer Holzwerkstatt, großem Lagerplatz und teilweise überdachten Werktischen im Freien.
Das Studio.DISPLACED entstand anstatt des ursprünglich projektierten „Seminarhauses“ und wurde als Koproduktion von design.build und DISPLACED völlig neu konzipiert: In einem design.build-Entwerfen (Leitung: Peter Fattinger, Karin Harather und Renate Stuefer, Wintersemester 2016/17) bauten Studierende einen ehemaligen, noch fahrtüchtigen Linienbus zu einem mobilen, ganzjährig nutzbaren Raumaktivierungslabor um. Das Team erstellte „auf Basis der bisherigen kooperativen und sozialräumlichen Arbeiten von DISPLACED mit Geflüchteten die Planung und setzten die Um- und Ausbauarbeiten mit dem von DISPLACED eingebrachten Preisgeld der ‚SozialMarie 2016 – Prize for social innovation“ sukzessive um. Mitte Mai 2017 konnte der umgebaute Bus als Studio.DISPLACED offiziell eröffnet werden. Im Sinne eines Forschungslabors ist es mobile und multifunktionale Raumressource für unsere Forschungstätigkeit, im Sinne eines sozialräumlichen Ankerkpunkts Ort des informellen Zusammenkommens und der Koproduktion und im Sinne der weiterführenden Aktivierungstätigkeiten Vernetzungsplattform und mobiles Archiv.“ (Karin Harather, Christian Peer, Emanuela Semlitsch: PLACE of IMPORTANCE. Gestaltung sozialintegrativer Bildungsräume im Kontext von Flucht und Asyl. TU Wien Academic Press, Wien 2019. S. 87)
Der Standort verrät auf den ersten Blick, dass hier schon viel passiert ist, allerdings hatten wir gleich von Beginn an den Eindruck, dass das Areal auch noch viel Entwicklungspotential hat.
Katharina Durstberger, Julia Halbauer, Lorna Manjana Langner, Sophia Linhart: Projektbericht, LVA Künstlerisches Projekt: DISPLACED. Mobile Ankerpunkte, Wintersemester 2017/18