Sommersemester 2017: DISPLACED. 1:1 Studio Settings und 1:1 Assembling Stories

Im Sommersemester 2017 fanden zwei inhaltlich und organisatorisch aufeinander abgestimmte Stegreifentwerfen in OPENmarx statt: DISPLACED. 1:1 Studio Settings (Leitung: Karin Harather) und DISPLACED. 1:1 Assembling Stories (Planung: Renate Stuefer, Adaption und Leitung: Karin Harather und Norbert Lechner). Diese beiden Lehrveranstaltungen waren Kombinationsfächer des Sondermoduls „Bildungslandschaften in Bewegung“ und Teil der experimentellen und kooperativen forschungsgeleiteten Lehre im Rahmen von PLACE of IMPORTANCE. Der Fokus lag auf der Konzeption und Umsetzung von partizipativen Interventionen und von offenen Veranstaltungsformaten, mit denen sozialintegrative Aktivitäts- und Beschäftigungsmöglichkeiten kreativ und für die längerfristige Etablierung am OPENmarx-Areal ausgelotet werden sollten.

„Mit der ersten partizipativen Intervention wurde der persönliche Kontakt zu im Haus Erdberg wohnenden Menschen hergestellt, die an der gemeinsamen Projektarbeit interessiert waren. Die Intervention wurde als Kennenlernfest im Rahmen der Lehrveranstaltung DISPLACED. 1:1 Studio Settings konzipiert. Die Zusammenarbeit mit dem Haus Erdberg erfolgte dabei auf rein informeller Ebene, da sich die geplante und aktiv angestrebte Kooperation mit der Hausleitung als nicht machbar herausstellte. Diese zunächst schwierige Situation erforderte gleich zu Projektbeginn Flexibilität und Improvisation und wurde von uns als Chance des Lernens wahrgenommen. Gemeinsam mit den Studierenden wurde ein kreativer Umgang mit dieser Situation gesucht und gefunden: Mittels mehrsprachig gestaltetem Flyer lud das DISPLACED. 1:1 Studio Settings-Team zu einem nachmittäglichen „Kennenlernfest“ mit Tee, Kaffee, Kakao und selbst gebackenem Apfelstrudel. Über vorbereitete spielerische Aktivitäten, einem ersten Informationsaustausch während der gemeinsamen Jause und der Erhebung von Namen, Kontaktdaten, besonderen Interessen und erlernten bzw. vor der Flucht ausgeübten Berufen mittels Karteikärtchen wurde das Teambuilding für den weiteren Aktivierungsprozess ganz niederschwellig in Gang gesetzt.“ (Karin Harather, Christian Peer, Emanuela Semlitsch: PLACE of IMPORTANCE. Gestaltung sozialintegrativer Bildungsräume im Kontext von Flucht und Asyl. TU Wien Academic Press, Wien 2019. S. 125)

So formierte sich zum Beispiel das OPENkitchen-Team, eine Gruppe aus Studierenden und Geflüchteten, die in ihrer Heimat Köche und/oder Bäcker waren. Sie aktivierten die großzügige Außenküche und kochten das gesamte Semester über jeden Donnerstag und bei diversen Veranstaltungen vor Ort für alle Anwesenden. Die dafür notwendigen Besorgungen wurden zur gemeinsamen Stadterkundungen, zum Erfahrungsaustausch und zur Kontaktnahme mit den Nachbarschaften genutzt. Ein Teil des Küchenteams baute sogar einen Lehmofen nach ägyptischer Art, in dem von nun an Brot, Pizza und Schmorgerichte zubereitet werden konnten. (Link zu Video Oven of Mud) 

Eine weitere Gruppe machte es sich zur Aufgabe, das OPENmarx-Gelände noch besser für Kräuter-, Gemüse- und Obstanbau zu nutzen: Neben verschiedenen Pflanzgefäßen und Hochbeeten, die aus vorhandenen Materialien gebaut wurden, galt es vor allem, das vorhandene, wild wuchernde Grünareal zu strukturieren und zu kultivieren. Gemüsebeete wurden angelegt und schon bald trug das OPENgardening auch Früchte. 

Zwei Studierende nutzten das Gelände, um mit Geflüchteten Videos zu drehen, die (Kommunikations-)Probleme, diverse Missverständnisse und Hoppalas zum Inhalt hatten. (Link zu 2 Kurzfilm Videos)

Eine Studentin entwickelte mit einer Gruppe von Geflüchteten 1:1-Settings, um Reparaturen für kaputte Elektrogeräte und Fahrräder anzubieten. Dazu eignete sich die in einem Container angesiedelte Fahrradwerkstatt hervorragend und so entstand OPENrepair, das in Kooperation mit dem Verein „IntegRADsion“ (später „Lenkerbande“) erfolgreich weitergeführt werden konnte.

„Trotz sommerlicher Hitze ist die gute Laune nie verloren gegangen (…).  Im Nachhinein würde ich fast behaupten, dass diese stressige Zeit dazu beigetragen hat, dass aus unserer anfangs zweckmäßigen, zusammengewürfelten Gruppe echte Freundschaften entstanden sind. (…)  Wisam hat mir einmal gesagt, das Schöne an der Werkstatt ist, dass jeder gleich ist. Es ist egal woher man kommt oder was man kann, es geht darum etwas gemeinsam zu machen.“ (Svenja Schulmeister, Projektbericht, LVA Stegreifentwerfen DISPLACED. 1:1 Studio Settings, Sommersemester 2017)