

Die kooperativen Lehrveranstaltungs-Aktivitäten wurden im Wintersemester 2017/18 fortgesetzt: Mit dem Künstlerischen Projekt DISPLACED. Mobile sozialräumliche Ankerpunkte (Leitung: Karin Harather, Support: Norbert Lechner) wurden die räumlich-architektonischen und handwerklich-angewandten Arbeiten speziell auf die ganzjährig nutzbaren OPENmarx-Räumlichkeiten fokussiert. Besondere räumliche Bedürfnisse und das eigenverantwortliche soziale Lernen – mit- und voneinander – standen wiederum im Vordergrund. Je nach Interessenslage konnten sich die teilnehmenden Studierenden und Asylsuchenden für eine der vier Projektgruppen entscheiden:
Team 1 beschäftigte sich mit der Außenwirkung des Busses, fertigte Farbstudien an entwarf temporäre, schnell auf- und abbaubare räumliche Erweiterungsmöglichkeiten. Aus vielen Material-, Falt- und Nähexperimenten entstand eine skulptural wirkende Überdachung für den Türbereich, die sowohl vor Sonne als auch vor Regen schützen soll. Diese kann in einem großen Bogen und mit einladender Geste vor den Bus gespannt werden oder auch im Inneren als raumtrennendes Element zum Einsatz kommen. Alle Teile dieser Leichtkonstruktion wurden so entwickelt, dass sie handlich, schnell zu montieren und im Bus zu verstauen sind.
Team 2 widmete sich der Adaption und Erweiterung der (bereits sehr ausgeklügelten) Innenraumgestaltung des Busses. Nachdem die Teammitglieder zunächst die bestehenden Nutzungsmöglichkeiten analysiert und optimiert hatten, isolierten sie den Bus wo dies möglich war und dichteten die Fugen in den Türbereichen. Für den hinteren „Loungebereich“ wurden die ehemaligen Haltestangen in Vorhangstangen umgebaut und aus flammhemmend ausgestatteten Innenraumtextilien Vorhänge maßgeschneidert, die nicht nur vor Kälte, sondern auch vor zu starker Sonneneinstrahlung und vor Einblicken schützen können.
Team 3 hatte die Aufgabe, am Areal eine winterfeste Lagermöglichkeit für bisher auswärts zwischengelagerte Projektmaterialien zu errichten. Die neuen Lagerräumlichkeiten sollten nicht nur genug Stauraum bieten, wasserdicht und abschließbar sein, sondern auch weitestgehend ohne Budget selbst zu bauen, sowie konstruktiv und formal gut durchdacht und überzeugend sein. Ein umfangreiches Anforderungsspektrum, das nach Ausloten vieler Varianten schlussendlich in einer Ecke des Lagerplatzes hauptsächlich mit Materialien, die schon vor Ort vorhanden waren, sehr gut und baulich-experimentell umgesetzt werden konnte.
Team 4 hatte die Aufgabe, sozialräumliche Verknüpfungen zwischen den Akteur_innen vor Ort zu schaffen, also bestehende Kontakte zwischen Studierenden und Geflüchteten zu festigen sowie neue anzubahnen und zu fördern – und dabei immer die architektonischen und (stadt)räumlichen Gegebenheiten und deren Potenziale gezielt zu nutzen und zu reflektieren. Gemeinsames Backen, vor allem mit einer Gruppe von geflüchteten Kindern aus dem Haus Erdberg, sowie gemeinsames Kochen und abendliches Essen mit den anderen Studierenden, Geflüchteten und auch Gästen, brachte die Gruppe zusammen und eröffnete ein breites Spektrum an Lernerfahrungen. Außerdem widmete sich dieses Team auch der Vernetzung via Medien: Mittels Facebook, Flyern und Plakaten wurde auf die laufenden Veranstaltungen und den Ort „OPENmarx“ aufmerksam gemacht.
Das im Sommersemester 2017 etablierte OPENrepair hatte sich mittlerweile gut eingespielt und die hier tätigen Buddys aus dem Haus Erdberg führten ein „Vormerkbuch“ mit einer Warteliste für Geflüchtete, die sich ein funktionierendes Fahrrad wünschten. So galt es, laufend nicht mehr gebrauchte oder kaputte Fahrräder zu organisieren, diese flott zu machen und an die vorgemerkten Interessent_innen, je nach finanziellen Möglichkeiten kostenlos oder gegen eine kleine Spende, weiterzugeben.
„Besonders in Erinnerung werden mir die gemeinsamen Aktivitäten mit der gesamten Gruppe bleiben. Das gemeinsame Kochen, Essen und Trinken und der Austausch […] haben dem Projekt einen ganz besonderen familiären Charakter verliehen und dafür gesorgt, dass mir die Zeit auf dem OPENmarx Gelände noch lange positiv in Erinnerung bleiben wird.“ (Kristina Lilie, Projektbericht, LVA Stegreifentwerfen DISPLACED. Sozialräumliche Ankerpunkte, Wintersemester 2017/18)
„Eine klare autoritätslose Struktur stellt meiner Erfahrung nach den Prozess und das Jetzt im Tun mehr in den Vordergrund. Vor allem aber werden die zwischenmenschlichen Beziehungen wichtiger als jegliches Endprodukt.“ (Laurenz Steixner, Projektbericht, LVA Stegreifentwerfen DISPLACED. Sozialräumliche Ankerpunkte, Wintersemester 2017/18)